Beschreibung
Wer von Wassertürmen hört, denkt an heute meist ungenutzte Industriebauten, die Wasserversorger um 1900 bauten. Das gilt jedoch nicht für Baden-Württemberg. Zwei Drittel der fast 400 Wassertürme sind noch in Betrieb. Über die Hälfte entstand erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Grund ist die besondere und in vielen Landesteilen schwierige Wasserversorgung. Wasserarmen Hochgebieten stehen wasserreiche Regionen an Rhein, Donau und Bodensee gegenüber. So schlossen sich die Gemeinden zu Gruppenwasserversorgungen zusammen und bauten Fernwasserleitungen. Noch heute sind Wassertürme die beste Möglichkeit, um das von weit her kommende Wasser zu speichern und dann an die Verbraucher mit dem notwendigen Druck zu liefern.
Nirgendwo sonst finden wir neben historischen Wasserkünsten und Brunnenhäusern, prunkvollen Wassertürmen aus Gründerzeit und Jugendstil auch ganz moderne Bauten in ungewöhnlicher Form und Gestaltung. Gerade bei den historischen Wassertürmen lohnt es sich, ihre Geschichte nachzuerzählen und den zeitgenössischen Lob der technischen Errungenschaft wiederzugeben.
Natürlich widmet sich das Buch dem Wahrzeichen Mannheims, dem neobarocken Wasserturm am Friedrichsplatz. Es schildert aber auch, wie es sich in einem Wasserturm wohnt oder wie die Bauten für Museumszwecke neu genutzt werden können. Büros finden wir in Wassertürmen, dabei ein spektakuläres Projekt für ein Null-Energie-Hochhaus. Es gibt auch einige traurige Beispiele für abgerissene Wassertürme, an die das Buch erinnert.
Nicht nur die städtische Wasserversorgung benötigte Wassertürme, auch Bahn und Industrie. Die zahlreichen Türme der einstigen Badischen Hauptbahn und der Königlich württembergischen Staatseisenbahn versorgten die Dampflokomotiven. Mit ihnen verschwanden auch die meisten Wassertürme. Die wenigen noch vorhandenen lohnen eine nähere Betrachtung.
Die Industrie verbrauchte oftmals viel mehr Wasser, als um 1900 die öffentliche Wasserversorgung liefern konnte. So baute sie eigene Brunnen, Pumpen und Wasserhochbehälter. Wie elegant so ein Industriebau aussehen konnte, bewies der Blitzarchitekt Philipp Jakob Manz, der zahlreiche Werksanlagen mit Wasserturm oder Behälteraufsatz baute. Wir finden diese Türme in der Textilindustrie ebenso wie in metallverarbeitenden Werken oder der chemischen Industrie. Auch Schlachthöfe und andere Betriebe der Lebensmittelwirtschaft besitzen Wassertürme. Der sicher ungewöhnlichste und schönste davon ist der Jugendstilturm der Maggiwerke.
Drei Autoren haben sich zusammengeschlossen: der Berliner „Wasserturmforscher“ Jens U. Schmidt, der Weilheimer Schulleiter und „rasende Wasserturmfotograf“ Günther Bosch sowie der 90-jährige „Senior Wasserturmspezialist“ Albert Baur, der als Regierungsbaumeister bei der Vedewa viele Wasserturmbauten selbst verantwortete.